Sonntag, 19. Mai 2013

Ein neuer Tag

Mein Großvater stand immer mit der Sonne auf.
Sie war sein ältester Freund.

Seine Vordertür des Krämerladens, den er führte,
ging nach Osten hinaus, und dort saß er
in seinem blaugestrichenen Sessel aus Föhreholz,
geschnitten in seinen eigenen Wäldern,
und wartete, bis die ersten Sonnenstrahlen sein Gesicht berührten.

Mit der höhersteigenden Sonne wuchs seine Kraft,
seine Hände bewegten sich wie im Nachtfrost erstarrte Grillen,
die im morgendlichen Gras wieder zum Leben erwachen.

Dann, bevor er sein langes Tagwerk begann,
hob er die Hände und hielt sie hoch,
bis sie die Stille umfaßten - so begrüßte er den Tag.


(Joseph Bruchac, Mutter entstammt der Abenak)
Blick aus meinem Fenster- 2010 Oberneukirchen

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